Das Informationszeitalter macht auch vor der Arztpraxis nicht halt. Immer mehr Patienten nutzen die Möglichkeit, die das Internet in der Behandler-Suche bietet. Während in der Vergangenheit die Suche nach einem Arzt oder Therapeuten in erster Linie in den Gelben Seiten oder einem gedruckten Arztverzeichnis stattfand, suchen heute viele Patienten im Internet und nutzen hier den Service, den Arzt-Suche-Internetportale anbieten.
Viele Menschen steigen direkt über globale Suchmaschinen – insbesondere Google und Yahoo – in die Arzt-Suche ein. Im ersten Teil der Serie „Neue Wege für Ihre Praxis im Internet“ haben wir die Grundlagen des innovativen Online-Praxis-Marketings dargestellt. Der zweite Teil widmet sich den Chancen und Risiken.Patienten möchten Ärzte oder Therapeuten finden und diese wiederum wollen von den richtigen Patienten gefunden werden. Während es für Patienten in erster Linie wichtig ist, zu ermitteln, welcher (Fach-)Arzt oder Therapeut wo niedergelassen ist, möchten Praxen ihr Leistungsspektrum darstellen und natürlich auch ihre Selbstzahler- und IGeL-Leistungen entsprechend kommunizieren. Die Interessen von Patienten und Behandlern treffen sich im Internet, denn längst haben Computer und das„World Wide Wartezimmer“ Ärzte und Patienten erreicht. Arzt-Suche-Portale im Internet sind für Behandler und Patienten gleichermaßen attraktiv.
Im Zuge der Gesundheitsreformen, der immer mehr eigenverantwortlich handelnden Patienten und der zunehmenden Möglichkeiten des ärztlichen Handels im Bereich der IGeLLeistungen sollte das Praxis-Marketing auch die Werbung und die Information im Internet einschließen. Ein Unternehmen wie eine Praxis muss sich und seine Leistungen tagesaktuell darstellen. Das ist im Internet möglich, während gedruckte Arztverzeichnisse und Gelbe Seiten das nicht gewährleisten. Eine langfristig angelegte europäische Studie (1) kommt zum Ergebnis, dass 2007 rund ein Drittel aller Einwohner Deutschlands – das entspricht 27 Millionen – das Internet wenigstens einmal monatlich für die Gesundheitsinformation nutzt, und das mit steigender Tendenz.
Da in Deutschland einer Studie von ARD und ZDF zufolge knapp zwei Drittel aller Menschen online sind (2), ergibt sich für medizinische Praxen die logische Konsequenz, im Internet vertreten zu sein, um optimal gefunden zu werden. Aber das Internet bietet Chancen und Risiken. Viele Arzt- und Therapeuten- Praxen verfügen bereits über eigene Homepages. Aber diese erfüllen nur dann ihren Zweck, wenn sie auch leicht gefunden werden und umfassende Informationen bieten. Der hilfesuchende Patient kennt in der Regel nicht die Internetadresse der Praxis und in den Suchmaschinen wie Google werden die Therapeuten-Homepages ohne entsprechende Suchmaschinen-Optimierung nur schwer gefunden. Sehr viel bessere Suchergebnisse ergeben sich für Praxen, die in Arzt- Suche-Websites optimiert eingetragen sind. Im modernen Praxis- Marketing stellt sich die Frage, ob ein erweitertes Profil auf einer solchen Spezialseite nicht sogar die Praxis-Homepage ersetzt. In jedem Falle ergänzt sie diese optimal.
Es gibt eine Vielzahl an Verzeichnis-Anbietern unterschiedlicher Qualität
Hier sollte jedoch darauf geachtet werden sich von einem professionellen Anbieter beraten zu lassen, da einige Agenturen und selbst ernannte„Experten“ hier versuchen sich zu bereichern ohne eine entsprechende Gegenleistung zu erbringen. Es gibt im Internet eine Vielzahl regionaler und überregionaler Anbieter von Arztverzeichnissen und Branchen-Suchen, die sich teuer bezahlen lassen, jedoch kaum Besucher haben. Diese hören sich vom Namen her gut an und bieten eine gute Optik, jedoch wird hier das Preis/Leistungsverhältnis bei weitem nicht erfüllt.m Neben der mangelnden Auffindbarkeit birgt die Abmahnung der Praxis- Internetseite ein großes Risiko.
Es befinden sich schon heute praktisch alle medizinischen Praxen – wenn auch mit nur wenigen Angaben, die für die ideale Patienten-Information nicht ausreichend sind – im Internet und sind über die Arzt-Suche-Internetportale zu finden. Im Sinne des optimierten Praxis-Marketings ist es ratsam, die entsprechenden Profile zu überprüfen, gegebenenfalls zu korrigieren und zu ergänzen.
Die Erweiterung des Praxisprofils ist aber aus Sicht des modernen Marketings nur dann sinnvoll, wenn die Arzt- Suche-Internetportale eine große Reichweite aufweisen. Führende Anbieter präsentieren ihre Arzt-Suche nicht nur auf der eigenen Homepage, sondern binden diese auch auf anderen Internetangeboten ein. Dafür stehen die reichweitenstarken Websites von Zeitungen, Zeitschriften, Internetportalen (beispielsweise web.de, gmx.de, Spiegel.de, Zeit.de, Handelsblatt.com, Faz.net) oder Städten zur Verfügung. Die in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Gesundheitswesen veröffentlichte Studie zeigt die Unterschiede in der Auffindbarkeit von Arzt-Bewertungsportalen auf.
Diese Studie der Friedrich-Alexander- Universität Erlangen-Nürnberg kommt zum Ergebnis, dass imedo die Website mit den meisten Treffern ist. Das Portal ermöglicht die Arzt-Empfehlung und verzichtet auf den Begriff Bewertung und auf Freitexte, um Schmähkritiken zu vermeiden und das Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Therapeut nicht zu gefährden (4). Grundsätzlich sollte eine Arzt-Suche-Internetseite aber nicht nur optimal gefunden werden, sondern auch noch andere Bedingungen erfüllen. Dazu gehört insbesondere die Barrierefreiheit, da die rund 650.000 sehbehinderten und blinden Menschen in Deutschland (5) Internetangebote besonders häufig nutzen. In jedem Falle sollte vor diesem Hintergrund eine Arzt-Suche-Webseite barrierefrei gestaltet sein, um es auch sehbehinderten oder blinden Menschen zu ermöglichen, die Behandler-Suche durchführen zu können.
In der (Muster-)Berufsordnung vom 12. August 2003, die am 10. September 2002 von den Berufsordnungsgremien der Bundesärztekammer beschlossen wurde, ist die berufliche Kommunikation von Ärzten in §§ 27 ff. geregelt.
Download unter: www.bundesaerztekammer.de/page.asp?his=0.2.23.2784.2795.2796&all=true
Literatur:
1) Lausen B., Potapov S., Prokosch, H.-U. (2008), Gesundheitsbezogene Internetnutzung in Deutschland 2007. GMS Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, 4 (2).
2) Gerhards M., Mende A. (2008), Ein Drittel der Deutschen bleibt weiter offline, http://www.ard-zdf-onlinestudie. de
3) Emmert M. et al (2009), Arzt-Bewertungsportale im Internet – Geeignet zur Identifikation guter Arztpraxen?, Gesundheitswesen, 70 (19)
4) Emmert M et al (2009), Arzt-Bewertungsportale im Internet – Geeignet zur Identifikation guter Arztpraxen?, Gesundheitswesen, 70 (20)
5) http://www.dbsv.org/infothek/zahlen-undfakten/# c922 – Abruf am 4. Mai 2009 um 14.18 Uhr